Altdeutscher Hütehund

„Seit Anbeginn der Weidewirtschaft werden die Menschen von Hunden begleitet, die ihre Herden treiben und beschützten.

Die Hilfe der Hunde war damals so wertvoll, wie sie es noch heute ist. Schäfer haben darum bereits vor Jahrzehnten begonnen, sich für eine sinnvolle Zucht ihrer Hütehunde einzusetzen. Ihre Motivation, diese Hunde zu züchten, zu erhalten und zu verbessern, entspringt in erster Linie dem beruflichen Interesse. Die Schläge der Altdeutschen dienen als Hütehunde der großen Schafherden, aber auch an Kuhherden werden die Eigenschaften bestimmter Schläge geschätzt. Ziel der Zuchtarbeit der Schäfer ist es, Altdeutsche als Arbeitshunde zu erhalten und den Nachwuchs für die Hütearbeit sicher zu stellen.

Die Bezeichnung Altdeutscher Hütehund ist ein Oberbegriff, unter dem die Schläge „Mitteldeutsche Füchse, Schwarze und Gelbbacken” (früher Ostdeutsche), „Tiger”, „Süddeutsche Schwarze”, „Strobel” und „Schafpudel” zusammengefasst werden.

Gelbbacke

Fuchs

Schwarzer Altdeutscher

Die einzelnen Schläge der Altdeutschen kommen damit der Bezeichnung Rasse am nächsten, wie man sie im Allgemeinen versteht. Nun ist der Begriff „Rasse” eng verknüpft mit den durch die VDH und FCI anerkannten Hunderassen, keiner der Schläge der Altdeutschen hat eine Anerkennung durch einen dieser Dachverbände. Um keine Verwirrung aufkommen zu lassen, bleibt die Arbeitsgemeinschaft zur Zucht Altdeutscher Hütehunde (AAH) bei der Bezeichnung „Schlag”.

Schafpudel

Die AAH strebt keine FCI-Anerkennung ihrer Schläge an. Was unbedingt vermieden werden sollte und soll, ist eine Reglementierung im Bezug auf äußere Merkmale, um zu verhindern, dass gute Arbeitshunde vielleicht nicht mehr zur Zucht zugelassen werden, weil sie dem Größenstandard nicht entsprechen, die Zeichnung nicht stimmt oder die Rute zu kurz ist. So entsteht die besondere Fellzeichnung der Tiger durch den sogenannten Merle-Faktor. Tiger werden deshalb nicht miteinander verpaart, um die gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch das Merle-Gen zu vermeiden. Die Beobachtung der Entwicklungen bei allen anderen Hütehundrassen zeigen, dass mit der Anerkennung durch VDH oder FCI und der Aufspaltung in Familien- und Arbeitslinien ein Verlust von Arbeitseigenschaften und Gesundheit einhergehen.

Tiger

Die AAH ist ein Zusammenschluss von Schäfern, Schafhaltern und Privatleuten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Zucht und Haltung der zum Teil vom Aussterben bedrohten Hütehundschläge zu fördern. Der AAH ist es wichtig, die Altdeutschen in ihrer Vielfalt zu erhalten, was sich sowohl auf das Aussehen als auch die Hüteeigenschaften bezieht. Das Zuchtbuch der AAH wird seit 1990 vom TG-Verlag des Genetikers Beuing in Gießen geführt. Das Zuchtbuch ist noch immer offen, um möglichst viele der Altdeutschen zu erfassen, die noch heute an der Herde stehen und eine große Zuchtbasis für die Zukunft zu erhalten.

Süddeutscher Schwarzer

Die AAH fördert die Erhaltung der landestypischen Schläge durch die Arbeit der Zuchtwarte, die passende Zuchtpartner empfehlen können. Für die Schäfer sind vor dem Aussehen Hütetrieb und Charakter wichtige Kriterien der Zuchtauslese. So konnten bis heute die Eigenschaften erhalten werden, die alle Altdeutschen auszeichnen: unbedingter Arbeitswille, Hütetrieb, Griff, Wetterfestigkeit, Führigkeit, Anpassungsfähigkeit, Verlässlichkeit, Wachsamkeit, Robustheit, Gesundheit und Langlebigkeit. Der Zusammenschluss engagierter Schäfer zu einer bundeseinheitlichen Arbeitsgemeinschaft im Jahr 1989 soll die deutschlandweite Erfassung von Zuchthunden ermöglichen sowie den Zugang zu Rüden und Welpen. Die gemeinsame Dokumentation des Zuchtgeschehens soll gewährleisten, dass Inzucht vermieden wird und einem schleichenden Verschwinden einzelner Schläge entgegengewirkt werden kann.

Strobel

So heißt es dann auch in der Präambel der Satzung des Bundesverbandes der AAH:

„Die Arbeitsgemeinschaft zur Zucht Altdeutscher Hütehunde, im folgenden AAH genannt, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erhaltung der zum Teil vom Aussterben bedrohten deutschen Hütehundschläge zu fördern. Betreut werden die Hundeschläge, die bei Berufsschäfern unter der Bezeichnung Altdeutsche Hütehunde zusammengefasst werden und keinem anderen Zuchtverband angehören. Das Aussehen der Hunde ist bei der Zucht im Sinne der AAH von untergeordneter Bedeutung, in erster Linie sollen die Altdeutschen Hütehunde als Arbeitshunde an der Herde erhalten werden. Gefördert werden sollen das Wesen der Altdeutschen Hütehunde, die Gesundheit, der Hütetrieb, die Robustheit und Wetterfestigkeit, die Ehrlichkeit sowie der Arbeitswille und die Ausdauer an der Herde. Mit Herde ist in erster Linie eine Schafherde gemeint, es kann aber auch eine Kuh-, Schweine-, Ziegen- oder Gänseherde sein. Es gibt für die Zucht im Sinne der AAH keinen Rassestandard, dem die Schläge entsprechen müssen. Dennoch ist es der AAH wichtig, die regionalen und landestypischen Schläge der Altdeutschen Hütehunde in ihrer Vielfalt und größtmöglichen Reinheit zu erhalten.“

Das Zuchtbuch der AAH wird vom TG-Verlag in Gießen geführt, in dem die Nachkommen erfasst und neue Hunde registriert werden, die für die Erhaltung der Arbeitslinien von Interesse sind. Dadurch gelingt es, die Zuchtbasis für die Schläge auszubauen. Die Zusammenarbeit von Privathaltern und Berufsschäfern trägt dazu bei, eine vielfältige genetische Basis aller Schläge zu bewahren.

In der Satzung der AAH wurde bestimmt, dass von den Zuchtpartnern mindestens die Hündin eine Zuchttauglichkeitsprüfung (ZTP) bei einem Schäfer absolvieren muss, in manchen Landesverbänden wird diese Prüfung sogar für beide Zuchttiere gefordert. Das gilt für Hunde aus Schafzuchtbetrieben ebenso wie für Hunde, die im privaten Haushalt gehalten werden. Ebenso gilt die erfolgreiche Teilnahme an einem Leistungshüten mit Ablegen der Herden-Gebrauchshund-Prüfung (HGH) als Zuchttauglichkeitsprüfung, wenn im Verlauf der Prüfung der Griff gezeigt wurde. Für einzelne Schläge können diese Auflage in Ausnahmefällen nach Rücksprache mit dem Zuchtwart gelockert werden, um ein Einengen der Zuchtpopulation zu verhindern.

Eine robuste Gesundheit, große Anpassungsfähigkeit, Wesensfestigkeit bei der Arbeit und stete Hütebereitschaft zeichnen diese Hunde bis heute aus. Altdeutsche sind nur in den seltensten Fällen die Hunde, die problemlos „einfach so mitlaufen”. Wer nur einen unkomplizierten Kumpel für Haus, Hof und Familie möchte, sollte sich bei den gängigen Hunderassen umschauen. Man darf von einem Altdeutschen nicht den „will to please” eines Golden Retrievers erwarten oder die Bereitschaft eines Deutschen Schäferhundes, den Befehl seines Hundeführers von den Augen abzulesen und sich bereits nach einmaliger Korrektur verlässlich dem Willen seines Familienrudels unter zu ordnen.

Wer aber einen anspruchsvollen Hund möchte, der den Menschen als Hundeführer fordert, wer einen Hund möchte, der durch großem Trieb und schnelle Auffassungsgabe begeistert, der über Jahre leistungsfähig und leicht motivierbar ist und durch Kraft und Temperament besticht, wird an einem Altdeutschen Hütehund seine helle Freude haben.

Mit freundlicher Genehmigung: Susanne Zander (www.altdeutschehuetehunde.de)