Schon lange wollte ich wieder einen Hund und nun war es so weit.
Ein kleinerer Hund sollte es sein. Nachdem ich mich mit einigen Rassen beschäftigte, kam ich auf einen Mops. Ich versuchte mich ’sachkundig‘ zu machen und kaufte einschlägige Mopsliteratur („Der Mops“ von Christina A. Veldhuis, Verlag: Parey und „Praxisratgeber Mops“ von Evelyn Winckelmann, Verlag: Bede).
Ausserdem befragte ich eine ansässige Tierärztin, worauf ich zu achten hätte. Ich erkundigte mich beim Deutschen Mopsclub über Gesundheit und rassespezifische Erkrankungen und befragte einen guten Züchter.
Klar war mir durch die Literatur, dass der Mops mit Gaumensegelproblemen, zu engen Nasenlöchern, mit Demodikose, Partellaluxation und Keilwirbeln zu kämpfen haben könnte. Ok, ich wollte ja einen ordentlichen Züchter aussuchen, einen Hund mit Papieren haben, ich kann den Züchter fragen ob diese Probleme in seinen Linien vorkommen, ich kann mir die Hunde ansehen, uns so sollte ich einen gesunden von Erberkrankungen und Fehlzüchtung freien Hund bekommen können.
Nun war es so weit und wir vereinbarten Besichtigungstermine mit Verbandszüchtern. Nur ein Züchter entsprach halbwegs meinen Vorstellungen. Er lebte mit seinen Tieren sogar ganz in unserer Nähe. Ich sagte diesmal, ich wolle mir nur mal ein Bild machen. Es wuselten sehr viele Möpse um uns herum, die zum Teil aus der Mopsnothilfe stammen sollten. Ein Mopsrüde, 16 Wochen alt, fiel mir in dem Gewusel von sicher 30 Möpsen sofort auf, er war aus der Zucht des Züchters übriggeblieben. Ich nahm ihn auf den Schoß und er blieb drei Stunden dort liegen. Ich befragte den Züchter nach Aufzucht, Imfungen, Ahnen so gut ich konnte. Und natürlich nicht zuletzt nach den rassetypischen Erkrankungen, wie Probleme mit dem Gaumensegel. Der Züchter bestätigte, er kenne dies gar nicht in seiner Zucht. Seine Hunde seien frei atmend. Ausserdem hatte der kleine Rüde ein klein wenig Nase, sagt der Züchter und es sah auch für mich so aus.
Damals war mir nicht bewußt, dass der Welpe ja ungleich viele Falten entwickelt, die die Nase schnell zum Schwinden bringen. Ich beschloss den kleinen Rüden zu kaufen. Das war mein Hund. Drei Tage später war der Termin für die Übergabe. Ich besorgte alles was ein Welpe so benötigt und es konnte nun ein schönes Leben für den kleinen Rüden und meine Familie beginnen.
Der Züchter verabschiedete uns noch mit den Worten, dass so ein kleiner Hund ja schon mal an Allergien leidet und Augenentzündungen häufig vorkommen, er schrieb mir schon mal die antibiotische Salbe auf, die ich immer zu Hause haben sollte. Ich wunderte mich kurz, da ich früher immer Hunde hatte und diese waren kerngesund, habe dem Ganzen aber keine weitere Bedeutung beigemessen.
Zu Hause angekommen, Fahrzeit 40 Minuten, eiterte der Hund schon leicht aus den Augen. Merkwürdig, vielleicht hat er einen Zug bekommen, kann eigentlich nicht sein, wir haben sehr aufgepaßt und im Auto kein Fenster aufgemacht. Am nächsten Tag sind wir zum Tierarzt gefahren. Das Auge wurde behandelt und es hat sich noch ein Zwingerhusten dazugesellt. Das ganze war schnell vergessen und wir konnten nun eine Welpenspielgruppe besuchen, es war nun Ende April, der kleine Mops war nun 20 Wochen alt, also höchste Zeit. Die erste Stunde, es war so gegen 16 Uhr, angenehm von der Temperatur, durften die Welpen nun spielen. Mein kleiner Mops raste auch mit den anderen Welpen umher, nur kurz 5 Minuten, um dann das erste mal röchelnd umzufallen. Ich trug ihn unter einen Busch um ihm Kühlung zu verschaffen und er bekam Wasser. Aber er war so apathisch, dass er nicht trank. Wir sind sofort nach Hause gefahren und legten ihn auf die kalten Fliesen. War es ein Sonnenstich? Aber es war nur angenehm warm! Hat er sich überfordert, während 5 Minuten Spielzeit mit den anderen Welpen? OK, wir würden drauf achten. Nachts röchelt er immer ein bisschen, aber lt. Züchter ist das normal.
Nun 11 Monate später, es war März gegen 12 Uhr, wird sind zu Hause in der Wohnung. Der Hund fängt an ‚rückwärts zu atmen‘ ich dachte er hat sich verschluckt, aber er bekommt keine Luft. Ich bin panisch, nehme ihn hoch, versuche ihn zu beruhigen. Wir rasen zum Tierarzt. Kopflos, ohne anzurufen, er war nur zufällilg noch da. Der Tierarzt tippt gleich auf Gaumensegel. Mein Möpslein röchelt immer noch, die Augen kommen raus, er bekommt KEINE LUFT. Der Tierarzt spitzt ihm ein krampflösendes Mittel und noch irgendetwas anderes. Der Hund rennt wie irre in dem Behandlungraum herum. ich nehme ihn hoch, er beruhigt sich. Er wird geröngt, der Tierarzt meint, wir müssen in die Tierklinik, er ruft sofort dort an. Wir bekommen gleich einen Termin für eine Laparoskopie des Rachens in Vollnarkose.
Das Ergebnis: das Gaumensegel ist viel zu lang. Der Hund droht zu ersticken, denn die Nasenlöcher sind nur Schlitze und auch hier muss Abhilfe geschaffen werden.
Zwei Tage später ist die OP. Die Nasenlöcher werden aufgebohrt, das Gaumensegel gekürzt. Glücklicherweise war das erst mal alles. Viele Möpse, müssen zusätzlich noch eine Gaumendachplastik, einen Stand in der Luftröhre und eine Mandelentfernung über sich ergehen lassen.
Der Züchter wurde informiert und siehe da, es war ihm bekannt, das Problem, obwohl vorher vehement abgestritten, teilte er uns mit: „Ja, wenn man an einem Mops Freude haben will, dann muss man ihn operieren lassen, damit er Luft bekommt.“
Ein mal tief durchatmen… Man will ja noch Kontakt haben und jetzt ist ja auch alles in Ordnung. Das Mopsleben kann beginnen. Nach der OP hat unser Mopsrüde sehr gut Luft bekommen. Keine Atemgeräusche in der Nacht, er konnte rennen und spielen, kein Röcheln mehr, kein hochlegen des Kopfes auf Kissen, er konnte ganz normal schlafen und ich auch. Hatte ich vorher doch kein Auge zugetan ob der beängstigenden Atemgeräusche an die sich viele Mopsbesitzer gewöhnen, ich nicht.
Der Sommer ging vorbei, so weit so gut, unser Mops war fit, ist gerannt, hat gespielt, war lustig und quirlig. Nur auf seine Figur musste streng geachtet werden, denn ein Mops soll eher Untergewicht haben, sagte der Tierarzt der damals operiert hat, weil sonst die Wamme am Hals gegen den Kehlkopf drückt und der Hund somit schlechter Luft bekommt. Unser Mops war immer hungrig, nicht weil er rassetypisch verfressen war, sondern weil er wirklich Hunger hatte. Aber nur ein halbes Kilo mehr auf den Rippen, hat sich sofort bei der Atmung bemerkbar gemacht.
Es sollte nun alles gut sein, weit gefehlt.
Im Sommer des übernächsten Jahres legte er sich bei Spaziergängen, die wir vorsichtshalber auf morgens um 6 Uhr und Abend gegen 23 Uhr legten, immer öfter hin. Er röchelte schlimm, wir hatten immer Wasser dabei aber es war ein Bild des Grauens. Oft ging mein Mann und holte das Auto, damit wir den Hund nach Hause fahren konnten. Dies waren keine Gewaltmärsche, hier handelt es sich um Strecken von 3 Km normalen Gehens mit einem frei laufenden Hund und einer angenehmen Temperatur zu einer unmöglichen Tageszeit.
Die erste OP war gerade mal zwei Jahre her. Besuch in der Tierklinik. Der Hund musste ein zweites Mal operiert werden, das Gaumensegel hat die Angewohnheit, da es sich um Bindegewebe handelt, auszuleiern. Es wurde ein Termin ausgemacht, nach unserem Urlaub, den wir an der Nordsee verbringen wollten, mit Hund. Laut Tierklinik zu verantworten.
Die Fahrt dorthin gestaltete sich schon schwierig, ich hatte den Hund nach zwei Stunden Fahrt auf Kühlakkus sitzen, vier Stunden standen uns noch bevor. Trotz Klimaanlage im Auto war es ihm zu heißt. Unser zweiter Hund (lange Nase) verbrachte die Zeit im hinteren Bereich des Autos ohne Probleme.
Am Urlaubsort angekommen erholte sich unser Mops, denn an der Nordsee war es angenehm frisch. Der Urlaub sollte eine Woche dauern. Wir haben den Hund nicht überfordert, wie immer sind wir früh morgens und spät am Abend mit ihm gegangen und haben jede Aufregung für ihn vermieden.
Am vorletzen Abend, wir schliefen schon alle, tat es neben meinem Bett einen Schlag, ich erschrak, sofort machte ich die Nachttischlampe an und dort lag unser Mops, leblos, ich nahm ihn sofort hoch, mein Mann übernahm und schüttelte ihn über Kopf. Er klopfte ihm auf den Rücken, Gott sei Dank, der Hund atmet wieder! Aber wie… die Augen weit aufgerissen, panisch, mein Mann setzte ihn ab, er lief durch den Raum, stieß mit dem Kopf an, ich nahm ihn wieder hoch und wickelte ihn in eine Decke und hielt ihn fest, er hatte Todesangst.
Wir packen noch in dieser Nacht und bringen ihn am nächsten Tag in die Tierklinik. Er wird erneut operiert und es geht ihm fortan recht gut. Diesmal wurde die max. Menge Gaumensegel weggenommen. Die Mandeln bleiben drin, auch wenn es eng ist im Rachen. Heute macht man das nicht mehr, man entfernt die Mandeln direkt um den grössten, möglichen Platz in einem Rachen zu schaffen, der viel zu eng ist.
Nun ging es ihm endlich gut. Er konnte wieder flitzen, hatte kaum Atemprobleme, hin und wieder atmet er ‚rückwärts‘ und bekommt dann nicht genügend Luft. Doch er läßt sich schnell beruhigen und mit Ausstreichen des Kehlkopfes geht das auch schnell vorbei. Das Gewicht ist immer unter Kontrolle, der Hund ist dauerhungrig, bekommt dafür aber gut Luft. Ich beobachte die Schleimhäute im Sommer, wenn er rennt oder spielt, bei Hitze besonders. Ich beoabachte wie lange er braucht, um wieder zur Ruhe zu kommen, wenn es warm ist.
Drei Jahre später musste ihm ein Fangzahn entfernt werden. Ich bat darum, sich auch das Gaumensegel anzusehen. Das war so weit ok, allerdings waren die Mandeln leicht geschwollen. Bis dahin hatte der Rüde keine weiteren Atemprobleme. Die Mandeln waren scheinbar chronisch entzündet. Man merkt ihm das nicht an, die Ärtze sagen, das ist beim Mops normal. Die letzen Sommer verliefen relativ problemlos. Nur ein leichtes schnörcheln stellte sich ein. Weiterhin ist mir aufgefallen, dass die Falten im Gesicht irgendwie mehr, loser und lockerer geworden sind. Die Gesichtsfalten schoben sich leicht unters Auge, das war vorher nicht. Probleme bereitete es nicht. Unser Mops ist jetzt knapp 9 Jahre alt, eigentlich fit, er war nie krank, wenn man von der Luftnot absieht, die ihm angezüchtet wurde. Jetzt wird er älter und ja, das Bindegewebe wird weicher, leider auch im Gaumen-Rachenbereich.
Ende Februar, es war sehr kalt, wollte unser Mopsrüde morgens nicht mit zum Spaziergang. Der ältere Herr hat auch seine Launen, aber er ließ sich überreden. Als mein Mann ihn nach Hause brachte, kam er nicht ins Bett wie üblich. Er saß davor, schaute mich an und ließt die Ohren hängen. Irgendwas war nicht in Ordnung.
Einige Tage vorher, hatte er mehrfach ‚rückwärts‘ geatmet. Wir sind an dem Tag noch zum Tierarzt gefahren und dieser stellt eine Kehlkopfentzündung fest, rein auf Abfühlen und Verdacht, da man im Rachenraum des Mopses durch die überschüssigen Fleischmassen rein gar nichts erkennen kann. Es ging ihm auch wieder ganz gut, er hat gefressen am Abend, zwar langsamer als sonst, aber mit Kehlkopfentzündung und Halsschmerzen kam uns das nicht so ungewöhnlich vor. Er hat noch seine Medikamente bekommen und wir gingen schlafen. Er war etwas unruhig und wollte ins Wohnzimmer, dann kam er nach einer Weile zurück und legte sich in meine Kniekehlen und schlief ein. Morgens gegen 6 Uhr wurde er wach, würgte Schleim hervor, ich knipste die Lampe an, er sah mich an. Die Augen traten hervor, er schauete noch ein mal, verzweifelt, und viel um. Ich nahm ihn schnell, kopfüber, schütteln, klopfen nichts half. Diesmal war es anders, keine Spannung im Hund. Ich rief meinen Mann, der versuchte ihn wieder zu beatmen. Ich zog die Zunge aus seinem Fang, die Zunge war blaß lila und er wehrte sich schon fast nicht mehr, das Herz hörte auf zu schlagen, er war tot. Das alles ist passiert, innerhalb von 5 Minuten. Es waren ewige 5 Minuten und doch viel zu kurz um ihm irgendwie sinnvoll zu helfen.
Unser Hund ist qualvoll (fast im Schlaf) erstickt. Das ist kein Einzelfall.
Nach jedem Erstickungsanfall, ich nenne es Todeserlebnis, ist er ein bisschen nervöser geworden. Kein Lebewesen kann sich an so etwas gewöhnen, wie so oft von den Züchtern erwähnt.
Du warst ein wundervoller, liebenswerter immer lustiger kleiner Kerl. Ein ganzer Hund, der seine Atemprobleme mit Tapferkeit ertragen hat.
Du hättest mindestens 16 Jahre alt werden sollen und bist mit 9 Jahren und 2 Monaten von uns gegangen.
Wir vermissen Dich sehr kleiner Mann, es tut immer noch weh, wir werden Dich nie vergessen.“
H. Sippli
Quasimos (nach Erweiterung der Nasenlöcher)